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Die Zahl der Neuerkrankungen an Brustkrebs liegt in Deutschland zwischen 55.000 und 60.000 pro Jahr. Nach Angaben des statistischen Bundesamtes sterben jährlich zwischen 17.000 bis 19.000 Frauen an den Folgen. Trotz steigender Häufigkeit sinkt in vielen Ländern die Sterblichkeit. Gründe dafür sind eine bessere Früherkennung (Mammographie-Reihenuntersuchung), die Entwicklung neuer Medikamente und die Verbesserung der Strahlentechniken.

Lagen die Fortschritte in den 80iger – 90iger Jahren bisher vor allem auf dem Gebiet der Chemotherapie erlangten in den letzten Jahren die antihormonellen Medikamente besondere Bedeutung. Ihr Vorteil gegenüber einer Chemotherapie liegt in einer besseren Verträglichkeit, einer größeren Unabhängigkeit und damit verbundenen besseren Lebensqualität.

Zum Einsatz gelangen die Antihormone nur, wenn die Krebszellen Bindungsstellen (Rezeptoren) f&üuml;r die weiblichen Hormone (Östrogene und oder Gelbkörperhormone) haben. Hat eine Krebszelle diese Rezeptoren, so wird das Wachstum der bösartigen Zelle durch die eigenen weiblichen Hormone gefördert. Die Antihormone unterbinden die Wirkung der Östrogene und Gestagene an der Tumorzelle.  Es gibt drei Medikamentengruppen, die sich in ihrer Wirkungsweise unterscheiden:

  1. Antiöstrogene (Tamoxifen)
  2. Aromatasehemmer (Arimidex, Femara, Exemestan)
  3. GnRH-Analoga (Zoladex)

Antiöstrogene werden schon lange verwendet. Sie setzen sich anstatt der eigenen weiblichen Hormone an die Bindungsstellen der Krebszelle und unterbrechen damit das Schlüssel- Schloss-Prinzip. Das führt zum Tod der Krebszelle.

Aromatasehemmer blockieren die Umwandlung männlicher Hormone (Androgene) in weibliche. Bei Frauen in den Wechseljahren stammen die Androgene im Wesentlichen aus der Nebenniere. Während der Geschlechtsreife werden sie überwiegend im Eierstock gebildet.

GnRH-Analoga (Gonadotropin-Releasing-Hormon = Freisetzungshormone) greifen an bestimmten Strukturen des Gehirns an. Dort wird die Bildung von Vorläuferhormonen unterdrückt. Damit fehlt das Signal an die Eierstöcke weibliche Hormone zu produzieren. Die Frau kommt praktisch in die Wechseljahre.

Antiöstrogene werden in Tablettenform &üuml;ber 5 Jahre verabreicht. Die oben genannten neuen Aromatasehemmer liegen ebenso als Tablette vor. Die GnRH-Analoga gibt es in Spritzenform für einen und neuerdings auch für drei Monate. In der Regel wird die Spritze unter die Haut der Bauchdecke über einen Zeitraum von 2-3 Jahren gegeben.

Wann kommt nun welche Medikamentengruppe bei der Brustkrebsbehandlung zum Einsatz?

Jede Therapieentscheidung ist eine ganz individuell auf die Gesamtsituation der Erkrankten zugeschnittene Empfehlung. Sie ist u.a. abhängig vom Alter, dem Allgemeinzustand und der Situation, ob sich eine Frau vor oder in den Wechseljahren befindet. Des Weiteren wird eine Risikokalkulation f&üuml;r das Wiederauftreten der Erkrankung anhand der Tumorformel (Tumorgröße, Lymphknotenbefall, Metastasenbildung) und dem biologischen Verhalten des Tumors (Rezeptorstatus, Wachstumsgeschwindigkeit, Aussehen der Tumorzellen) vorgenommen. Man unterscheidet in ein niedriges, mittleres und hohes Rezidivrisiko.

War für Frauen in der geschlechtsreifen Phase früher die Chemotherapie obligater Bestandteil der Behandlung, haben Untersuchungen gezeigt, dass die Kombination aus Zoladex (2-3 Jahre) und Tamoxifen (5 Jahre) in der Niedrig-Risikosituation eine gleich gute Effektivität zeigt.

Zoladex allein sollte auch jungen Frauen mit Kinderwunsch während einer Chemotherapie zum Schutz der Eierstöcke (Ovarien) verabreicht werden. Durch die Gabe werden die Ovarien in eine Art Ruhezustand versetzt und damit geschont.

Frauen die eine Chemotherapie erhalten haben und im Anschluss daran noch menstruieren, sollten ebenfalls eine Kombination aus Zoladex und Tamoxifen erhalten. Dies gilt auch bei Ausbleiben der Menstruation nach der Chemotherapie, wobei hier der Hormonstatus jedoch darauf hinweist, dass die Eierstöcke noch aktiv sind. Eine Blutung tritt infolge der Schädigung der Schleimhaut in der Gebärmutter durch die Chemotherapie aber nicht mehr auf.

Patientinnen in der Menopause erhalten bei geringem Risiko Tamoxifen. Bei hohem Risiko erfolgt die Gabe der Antiöstogene nach einer Chemotherapie.

Mit der Entwicklung der Aromatasehemmer steht eine weitere Alternative zur Verf&üuml;gung. Nichts ist derzeit so spannend wie die Datenlage für den Einsatz dieser Medikamente. Ein Grossteil der Untersuchungen zeigt einen Vorteil gegenüber Tamoxifen. Aber es gibt auch noch viele offenen Fragen. Welcher Aromatasehemmer ist der Beste? Oder sind alle gleich wirksam? Wann ist der optimale Zeitpunkt für den Einsatz? Soll der Aromatasehemmer sofort statt Tamoxifen gegeben werden, oder ersetzt man Tamoxifen nach 2-3 Jahren oder erst nach 5 Jahren und für wie lange? Gleichzeitig hätte man damit eine längere Therapiedauer und damit auch Sicherheit, dass die Erkrankung nicht wieder auftritt? Verzögert der Einsatz „nur“ das Wiederauftreten der Erkrankung oder kann das Überleben verlängert werden? Zu all diesen Fragen gibt es erste Antworten die aber noch abgesichert werden müssen.

Fest steht, dass Aromtasehemmer weniger Nebenwirkungen als Tamoxifen haben. Es gibt seltener Hitzewallungen, Vaginalblutungen, Ausfluss, Gebärmutterhöhlenkrebs, Schlaganfälle, Thrombosen und Embolien. Auftreten können Gelenk- und Knochenschmerzen, Osteoporose und Knochenbr&üuml;che. Gegen eine sich entwickelnde Osteoporose gibt es aber eine wirksame Prophylaxe.

 Der Einsatz der Aromatasehemmer in Deutschland wird gegenwärtig bestimmt und limitiert  durch die Zulassungssituation. Der Aromatasehemmer Arimidex darf statt Tamoxifen bei Vorliegen eines Risikos f&üuml;r Thrombosen und Embolien verordnet werden. Ein Wechsel von Tamoxifen auf Arimidex ist erlaubt bei Gebärmutterhöhlenveränderungen sowie Unverträglichkeiten von Tamoxifen. Aber es wird eine Frage der Zeit sein, wann das Indikationsspektrum erweitert werden wird.

Ein Expertengremium welches sich regelmäßig in St. Gallen trifft und die neuesten Studien analysiert, empfiehlt jetzt den Einsatz nach einer 2-3 jährigen Tamoxifenbehandlung. Zumindest in der Hochrisikosituation führt daran kein Weg mehr vorbei.

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